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Programm

„Data Organica – shifting personalites“

Di. 16. September 2025 | 19.30 Uhr

Einlass ab ca. 19.00 Uhr

Hoher Dom

Mitwirkende

Ein Musiktheaterwerk für Stimme, Orgel, Live–Elektronik, Live-Video und Sensoren

Was ist Wirklichkeit? Was passiert, wenn die Stimme eines Menschen, seine Bewegungen, sein Bild nach und nach vollständig digitalisiert werden und das Physische und das Virtuelle miteinander verschmelzen? Was ist dann noch real? Was macht Leben aus?

Genau diesen existentiellen Fragen widmen sich Ruth Michael und Franz Danksagmüller in dem Musiktheaterwerk „Data Organica – Shifting personalities“ für Stimme, Orgel, Live-Elektronik und Live-Video. Darin überschreitet die Orgel ihre traditionelle Rolle und wird zu einem kosmischen Resonator – einer Brücke zwischen dem menschlichen Körper und dem unendlichem Universum.

Die Sängerin fungiert als Spenderin lebenswichtiger Daten: Atem, Stimme, Herzschlag, Gehirnströme werden zu klanglichem Material und in visuelle Projektionen übersetzt – sie verkörpert die digitale Transformation.

Während nun die Algorithmen diese Daten absorbieren und verarbeiten, beginnen sie, Menschlichkeit zu imitieren und sich zu einer neuen Lebensform mit seelenähnlichen Eigenschaften zu entwickeln. Gleichzeitig wird das Wesen der Sängerin mehr und mehr in die virtuelle Welt hineingezogen, wo sie ihrer entkörperten Spiegelung in einer surrealen digitalen Landschaft begegnet. Die Orgel – in Verbindung mit der Live-Elektronik – wird mit ihrem nuancierten Klangspektrum zu einer klanglichen Verbindung beider Welten.

Im Hohen Dom zu Paderborn werden Orgel und Live-Elektronik (Franz Danksagmüller) mit Stimme, Herzschlag und Gehirnströmen (Ruth Michael) einen dichten Klang- und Bildraum ergeben. Herzschlag und EEG werden in Echtzeit aufgezeichnet, in Klang umgewandelt und visuell transformiert: Das Individuum speist die „Gesamtheit“ – und wird von ihr gespiegelt, verzerrt, vervielfältigt. Zwischen sakralem Atem der Orgel und algorithmischen Texturen entsteht ein Musiktheater über Selbstaufgabe, Verführung und die Frage nach Autonomie im Zeitalter der Replikation.

Auch das Publikum wird in das (Klang-)Geschehen einbezogen: Über QR-Links gelangen die Besucher*innen zu einem Video, das sie auf ihren Smartphones abspielen. So erweitert sich der Klangraum um viele verteilte Quellen– und lädt jede Person ein, selbst Teil der virtuellen Gesamtintelligenz zu werden.

Data Organica ist keine Warnrede, sondern eine sinnliche Versuchsanordnung: die Klänge der Stimme und der Orgel treffen auf gegenwärtige Technologie und auf generative Prozesse. Das Werk lädt ein, das eigene Verhältnis zu Daten, Kontrolle und Identität zu prüfen – und das Unheimliche wie das Schöne im Digitalen zu hören.

Der renommierte Komponist und Organist Franz Danksagmüller hat sich vor allem durch seine innovativen Projekte international einen Namen gemacht. In seiner Arbeit lotet er die Verbindung von historischer und neuer Musik, von klassischen Klangkörpern und neuesten elektronischen Instrumenten immer wieder neu aus.

Konzept, Orgel, Live-Elektronik: Franz Danksagmüller
Stimme & EEG: Ruth Michael

Foto: Olaf Malzahn und Privat